Vom 26.05.18 bis zum 30.05.18 fand unser Workshop "Vielfalt im Arbeitsalltag – Gleichberechtigung für LSBTI* in Polizei und Zoll - Umsetzung politischer Vorgaben unter Realbedingungen" auf der Nordseeinsel Spiekeroog statt. In Zusammenarbeit mit dem Kirchlichen Dienst für Polizei und Zoll in Niedersachsen war ein buntes Seminarprogramm ausgearbeitet worden. Mit der Unterbringung im evangelischen Jugendhof der Insel Spiekeroog hatten wir zudem eine wunderschön gelegene und für die Durchführung des Seminars perfekt geeignete Unterkunft gefunden.

Vor Beginn des Seminars musste jedoch erstmal die Anreise erfolgen. Alle Teilnehmer hatten sich daher schon in Neuharlingersiel getroffen, um von hier gemeinsam mit der Fähre auf die Insel Spiekeroog zu fahren. Zunächst gab es einen leckeren Kaffee, anschließend wurde die Fähre bestiegen. Während der Überfahrt war dann auch genügend Zeit, um sich schon vor dem Beginn des Workshops zumindest ein bisschen kennenzulernen.

Auf Spiekeroog angekommen, wurden wir von bestem Wetter empfangen. Dieses sollte uns auch während des gesamten Seminars nicht mehr verlassen. Da Spiekeroog eine autofreie Insel ist, mussten wir den Weg zur Unterkunft fußläufig antreten. Dies war aufgrund des herrlichen Wetters jedoch kein Problem, noch dazu hatte man dabei schon einen kleinen Blick auf das Ortszentrum der Insel erhaschen können.

In der Unterkunft angekommen, wurden schnell die Zimmer bezogen. Im Anschluss wurde uns auch direkt ein leckeres Mittagessen von der Küche bereitgestellt.

Frisch gestärkt, konnte es dann nach einer kurzen Pause endlich mit dem Seminar losgehen:

Der erste Themenpunkt war die ausführliche Vorstellung aller Seminarteilnehmer. Hier ging es nicht nur um die bloße Nennung von Namen, Alter und beruflichem Werdegang, sondern um eine ganz detaillierte Vorstellung der eigenen Person. Ziel war es, sich gleich zu Beginn des Workshops untereinander kennenzulernen. Ein weiterer wichtiger Punkt in der Vorstellung war die freiwillige Erzählung der eigenen Coming-Out-Erfahrung. Da es in unserem Workshop hauptsächlich um das Thema "Vielfalt im Arbeitsalltag – Gleichberechtigung für LSBTI*" ging war es natürlich wichtig zu wissen, wie bei den Teilnehmern der Stand der Dinge ist und was sie bisher vielleicht schon erlebt haben. Glücklicherweise waren alle Teilnehmer so offen, der Gruppe etwas über die eigenen Erfahrungen zu erzählen. So haben wir viele positive und mutmachende Beispiele gehört, aber leider auch einige sehr schlimme. Die ein- oder andere Erfahrung führte bei allen Teilnehmern zu wirklicher Betroffenheit und machte schnell klar, dass der Bedarf eines solchen Workshops gegeben und die Themenauswahl richtig waren.

Auch Peter König, AP für LSBTI* in Niedersachsen, konnte in einem Vortrag über seine Arbeit und den langen Weg zur Einrichtung dieser Stellen in Niedersachen berichten. Dabei stellte er seine Arbeit als AP LSBTI* genauer vor und erläuterte außerdem, wie er überhaupt in diesen Bereich gekommen war und wie die Fortbildungen bzw. die Erstausbildung für AP LSBTI* in Niedersachsen aussehen. Seinen Vortrag bereicherte Peter König um viele praxisnahe Beispiele und Erfahrungen aus seiner bisherigen Zeit als AP LSBTI*, sodass am Ende alle eine sehr genaue Vorstellung von seiner täglichen Arbeit hatten. In den dann entstandenen Diskussionen berichteten auch AP LSBTI* anderer Bundesländer über ihre Arbeit, die dort gemachten Erfahrungen und Probleme. Ziemlich schnell stellten alle Teilnehmer fest, dass genau dieser Erfahrungstausch zwischen AP LSBTI* sehr wichtig ist und man solche Treffen auf jeden Fall wiederholen sollte.

Insgesamt war bereits der erste Tag sehr interessant und aufschlussreich. Durch die bunt zusammengesetzten Teilnehmer konnten wir Erfahrungen aus vielen verschiedenen Bereichen der Polizei hören. Dabei waren nicht nur Teilnehmer aus Niedersachsen anwesend, auch Teilnehmer aus Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg, Hessen und Bayern waren bei unserem Workshop mit dabei.

Nach den Seminarinhalten des ersten Tages blieb natürlich noch etwas Zeit, um den herrlichen Ausblick aufs Meer von unserer Unterkunft aus zu genie0en. Auch ein Gang ins Ortszentrum oder zum Strand standen natürlich auf unserem Programm.

Im weiteren Verlauf des Workshops hatten wir noch viele Möglichkeiten, über unserer bisherigen Erfahrungen im Arbeitsalltag zu berichten. Insgesamt sind mehrere interessante Diskussionsrunden während des Workshops entstanden. Aus diesen Runden konnten die Teilnehmer viele wertvolle Erfahrungen und Anregungen für die zukünftige Arbeit entnehmen. Auch die als AP LSBTI* angereisten Teilnehmer konnten viele Erfahrungen und Eindrücke sammeln, welche sicher in ihrer weitere Arbeit in den Polizeibehörden einfließen werden.

Insgesamt war der Workshop sehr vielfältig. Im Verlauf der weiteren Tage berichtete zum Beispiel Joschua Thuir von der Bundespolizei über sein Coming-Out als Transmann und die damit verbundenen Probleme. Dabei ging er auch sehr detailliert auf die Gefühlswelt einer Transperson ein und erläuterte den langen und meist schwierigen Weg, den alle Transmenschen vor sich haben. Besonders die ganz alltäglichen Probleme waren vielen von uns sicher nicht in dem Ausmaß bekannt, sodass alle gespannt zuhörten und am Ende wirklich erstaunt waren, mit was für Problemen Joschua im Alltag zu kämpfen hatte. Dazu kamen dann noch die teils leider sehr negativen Erfahrungen als Transmann bei der Bundespolizei und den langen Weg bis zum Coming Out vor den Kollegen.

Ein weiterer sehr interessanter Vortrag während unseres Workshops wurde von Wolfgang Appenzeller gehalten. Dabei ging es um den sogenannten Minderheitenstress, dem LSBTI* leider so gut wie immer ausgesetzt sind. In seinem Vortrag erläuterte Wolfgang zunächst, was Minderheitenstress überhaupt bedeutet und belegte anhand großer durchgeführter Studien, dass dieser wirklich messbar ist. Anschließend ging er auf die negativen Folgen für alle betroffenen Kollegen ein und schilderte, welche Auswirkungen ein dauerhaftes aushalten von Minderheitenstress haben kann. Es wurde sehr deutlich, dass allen damit geholfen ist, wenn wir für die Zukunft an einer offenen und von Vielfalt geprägter Arbeitswelt arbeiten.

Neben den interessanten Vorträgen und den Diskussionsrunden blieb natürlich auch noch Zeit, die Insel Spiekeroog auf eigene Faust zu erkunden oder am Strand einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Die Abende wurden mit Themenbegleitenden Filmen abgerundet. Insgesamt ging die Zeit auf der Insel sehr schnell vorbei und alle Teilnehmer waren sich einig, dass solch ein Seminar auf jeden Fall wiederholt werden sollte. Wir sind uns sicher, dass alle von den ausgetauschten Erfahrungen und Eindrücken profitieren können.

Wir von Velspol-Nordwest möchten uns bei allen Teilnehmern, Organisatoren und Unterstützern bedanken und hoffen, in den nächsten zwei Jahren wieder ein derartiges Seminar durchführen zu können.